Anna und die Bienen

Unsere Reporterin Elina Fleischmann hat die Imkerin Anna Hochreutener oft mit der Kamera bei ihrer Arbeit begleitet, stand selbst im Schutzanzug auf dem Dach der VBZ-Zentralwerkstatt vor den Bienenstöcken und wurde auch schon gestochen. In einem Porträt stellt sie hier die «Chefin» von Millionen Zürcher Bienen und ihr Projekt Wabe3 näher vor.

Anna Hochreutener ist eine Frau, die sich Gedanken macht, bevor sie etwas macht. Aber eigentlich weiss sie schon vor dem Gedanken machen, dass sie es macht – das Bauchgefühl entscheidet. So nehme ich sie jedenfalls wahr. Und so lief das auch bei den Bienen.

Vor rund zweieinhalb Jahren startete die jetzt 31-Jährige zusammen mit Tom Scheuer das Projekt Wabe3 – die Imkerei auf Zürichs Dächern. Beide interessieren sich seit ihrer Kindheit für die Imkerei. Angefangen haben sie mit 15 Bienenvölkern, heute sind es bereits über 90, welche die Wabe3 beheimatet. Und das mitten in der Stadt Zürich.

Die Bienen widerspiegeln die Menschen um sie herum

Ich habe Anna vor zwei Jahren kennen gelernt. Damals kamen die ersten Bienenvölker auf die VBZ-Flachdächer, und ich wollte unbedingt beim Umzug dabei sein, um Bilder zu knipsen für unsere internen und externen Kommunikationsmassnahmen. Sofort war mir klar, dass Anna eine «Macherin» ist, nicht theoretisiert, sondern handelt: Sie zeigte mir nämlich umgehend anhand der quicklebendigen «Objekte», wie der Umgang mit Bienen funktioniert. Inzwischen kenne ich den Ablauf und weiss auch, worauf ich achten sollte, um nicht mehr gestochen zu werden. Denn Anna sagt: «Die Bienen widerspiegeln eigentlich immer die Menschen um mich herum. Bin ich ruhig, sind sie es auch, bin ich nervös, werden sie es auch.»

Anna Hochreutener auf dem Dach des Depot Wollishofen. (Bild: VBZ)

Anna ist in England aufgewachsen und hat da bereits mit ihren Eltern Bienen gehalten. Als die Familie 1999 in die Schweiz zog, musste sie die Bienen zurücklassen. Anna, damals knapp 16, war sehr traurig. Gerade wegen dieser Traurigkeit war für sie in diesem Moment klar, dass die Bienen ein Teil ihres Lebens bleiben würden, dass sie eines Tages wieder mit diesen Tieren arbeiten würde.

«Die Bienen widerspiegeln die Menschen um mich herum. Bin ich ruhig, sind sie es auch, bin ich nervös, werden sie es auch.»

Anna und die Liebe

Aber zuerst kamen da noch andere Abenteuer dazwischen. Fünf Jahre lang lebte Anna auf der zweitgrössten Mittelmeerinsel und leitete eine Yacht-Charter-Firma. Sie blieb wegen der spannenden Arbeit auf Sardinien hängen und verliebte sich da. Doch die Beziehung hielt nicht und Anna kam mit 28 zurück nach Zürich. Ohne Plan, aber mit einer klaren Intention: «Ich habe immer gewusst, dass ich etwas Selbstständiges machen will, um mehr Freiheit zu haben. Was es sein wird,  wusste ich damals noch nicht. Nun gestalten die Bienen meinen Lebensrhythmus.»

Zurück in Zürich lernte Anna bald einmal Tom Scheuer kennen. Tom kommt ursprünglich aus Würzburg, wohnt aber schon 17 Jahre in Zürich. Anna meint lachend: «Er ist fast mehr Zürcher als ich.» Tom imkert seit seiner Kindheit und konnte von klein auf vieles von seiner Mutter und seinen Grosseltern über die Welt der Bienen lernen. Er erzählte ihr beim ersten Treffen von seinen Bienen und Anna wollte direkt hin, die Völker anschauen. Die Faszination war sofort wieder entflammt. Und auch eine neue Liebe. Tom und Anna sind inzwischen verheiratet.

In den Köpfen von Anna und Tom summten und schwirrten bald erste Gedanken zu einer städtischen Imkerei herum. Anfang 2013 wurden die Pläne konkreter und im Herbst 2013 gründeten sie gemeinsam Wabe3 – die Stadtimkerei über Zürichs Dächern. Die ersten Bienenvölker stammten von Tom, die er 2009 von seiner Mutter übernahm.

Keine Massenproduktion, dafür Bewusstsein schaffen

Anna arbeitet zu 100 Prozent als Imkerin, schaut zu den Bienen, gibt Schulungen und steht im eigenen Laden. Diese verschiedenen Aufgaben passen zu ihr, da ich sie als kommunikative Frau wahrnehme, die mit ihrer Begeisterung andere anzustecken vermag.

Bienen-DOK:
Das SRF hat kürzlich eine Dokumentation über die Stadtbienen gezeigt:«Stadtbienen: Wie der Honig auf den Balkon kommt ».

Die VBZ-Bienen

Auf dem Dach der VBZ-Zentralwerkstatt in Altstetten, auf dem Depot Wollishofen und auf dem Dach der Busgarage Hardau wohnen insgesamt 37 Bienenvölker von Wabe3. Das sind ca. 1,110,000 Bienen und eben 37 Königinnen. Die VBZ- Völker haben im letzten Jahr etwa 136 kg Honig produziert.

 

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