«Das Depot Hard war einige Jahre meine Heimat»

Die Tore schliessen – vorübergehend. Ein historischer Moment ereignet sich heute, dem 29. Januar 2021 im Tramdepot Hard: Zwischen 04:47 und 06:14 Uhr haben die allerletzten Ausfahrten stattgefunden. Mit einem lachenden und weinenden Auge wird das 123-jährige Areal verabschiedet. Christian Böckmann, Fachleiter Fahrzeugmanagement, erzählt uns genaueres über die Planung eines solch grossen Umzugs.

Wer ist alles von diesem Umzug betroffen und wohin gehen die über 100 Mitarbeitenden vom Depot Hard?

Direkt vom Umzug betroffen, sind die beiden Bereiche Betrieb und Technik. Sie stellen das Kerngeschäft sicher. Alle Mitarbeitenden vom Depot Hard erhalten an verschiedenen Standorten neue Arbeitsplätze. So wird z.B. der Bereich Disposition an unseren Hauptsitz in Altstetten kommen. Das Clean-Team wird zum Standort Irchel gehen. Auch der Standort Kalkbreite wird Zuwachs erhalten. Die nötigen Anpassungen wie z.B. Einrichtung von Sozialräumen wurden sichergestellt. Für alle ist es eine grosse Veränderung, und es wird viel Flexibilität und Organisation gefordert. Schlussendlich sind wir ein grosses Team und zuversichtlich, dass wir dies gemeinsam schaffen.

Was wünschen Sie den Mitarbeitenden, die plötzlich am Hauptsitz, in der Zentralwerkstatt in Altstetten, ausfahren, einfahren, Kaffee trinken, Pause machen?

Dass sie sich während der Bauzeit hier genauso wohl fühlen und die gleiche Infrastruktur vorfinden wie im Depot Hard. Dass Umzüge aber Veränderungen mit sich tragen, das ist klar. Für einige bedeutet die Abstellung auf dem Areal der Zentralwerkstatt Anpassungen in ihren Prozessen, Veränderungen ihrer Arbeitswege beispielsweise.

Was können die Mitarbeitenden der Zentralwerkstatt dazu beitragen, damit sich alle wohlfühlen?

Die Mitarbeitenden werden in der ZW willkommen geheissen und natürlich sollen sie sich genau so heimisch fühlen. Es wäre natürlich schön, wenn durch neue Begegnungen am Hauptsitz in Altstetten auch neue Bekanntschaften möglich sind. Einige Mitarbeitende werden die Trams eventuell gar nicht sehen, da diese werktags bis ca. 6.30 Uhr alle ausgefahren und auf der Strecke sind und erst nach 20 Stunden wieder einfahren.

Das Tramdepot Hard im Juni 1987 (Bild: Harald Navé, Egg ZH)

Das Tramdepot Hard wird umgebaut und 15 Prozent der Fahrzeuge fahren plötzlich an anderen Orten ein und aus. Wie ist so etwas logistisch möglich?

Für die Überführung der Fahrzeuge ist es einzig eine planerische Herausforderung. Anfangs muss klar sein, an welchem Standort die Fahrzeuge vom Depot Hard am Abend einfahren sollen. Dann wird der Fahrplan auf diese Änderung hin angepasst. Es bedarf dort nachgelagert der Abstimmung mit der Traminstandhaltung, ob dies passt. Die Dienstplanung muss an diesem ersten Tag diese geänderten Einfahrten ebenfalls berücksichtigen. So, dass im letzten Dienstteil der richtige Wagenführer disponiert ist und er keine Verschiebung nach Betriebsschluss benötigt.

Wo werden die Fahrzeuge untergebracht?

Die Fahrzeuge werden primär an unseren Hauptsitz in Altstetten in die Zentralwerkstatt sowie in das Depot Wollishofen verschoben. Dort werden alle Prozesse der Instandhaltung sichergestellt.

Wie lange wird das Depot umgebaut?

Nach aktuellem Planungsstand wird davon ausgegangen, dass die VBZ das Depot Hard Ende 2025 wieder beziehen können. 

Gibt es danach wieder ein Depot Hard? Was wird anders sein?

Das neue Depot Hard wird für total 25 Fahrzeuge à 43 Meter ausgebaut. Es wird mit zeitgemässer Bereitstellungsinfrastruktur ausgerüstet und ist in der Lage, die dafür nötigen Prozesse durchzuführen. Dies beinhaltet unter anderem Kontrollen und Reinigungen.

Christian Böckmann, Fachleiter Fahrzeugmanagement, VBZ. (Bild: Tom Kawara)

Was war für Sie persönlich die grösste Herausforderung?

Die gesamten Planungen begannen schon im 2014 mit Entwicklung von Betriebs- und Einsatzkonzepten. Dort kam es durch Verschiebung des Bauprojekts immer wieder zu Anpassungen. Die grössten Herausforderungen dadurch sind die Konzentration der laufenden Projekte. So gilt es beispielsweise, die Flottenerneuerung Tram, die seit 2019 begonnen hat, zu berücksichtigen und deren laufende Inbetriebnahme zu planen. Das lenkt bereits heute den Blick in die Zukunft bis ins 2027, zu deren Betriebs- und Einsatzkonzepte und Sicherstellung der Anforderungen inklusive allfälliger Ausbauten des VBZ-Angebotes. Weiterhin eine grosse Herausforderung sind dort die mittelfristig anstehenden Infrastrukturprojekte, die unsere Depots und Werkstätten betreffen. Mit Blick auf die Planung ist die Herausforderung, dass alle Fahrzeuge nach Betriebsende im Depot Kalkbreite kontrolliert und gereinigt werden müssen, bevor sie ins Depot Zentralwerkstatt überführt werden. Dies bedeutet, dass bis maximal 25 zusätzliche Fahrzeuge ins Depot  Kalkbreite einfahren.

Trauern Sie dem alten Depot nach?

Ein wenig schon. Das Depot Hard war einige Jahre meine Heimat. Aber mit Blick auf die Pläne und Visualisierungen des neuen Depots freue ich mich natürlich auf die Zukunft.

Welche Bedeutung hatte das alte Depot Hard für die Stadt Zürich und welche Bedeutung erhoffen Sie sich für das neue Depot?

Das Depot, alt wie neu, gehört zur Stadt Zürich dazu und ist ein wichtiger Bestandteil der VBZ. Dies wird sich auch zukünftig nicht ändern. Für unsere Prozesse wird sich vieles mit dem sanierten Depot verbessern, und wir haben einen Standort  für die nächsten Jahrzehnte.

Mehr Informationen finden Sie in der Medienmitteilung des Hochbaudepartements Stadt Zürich vom 29.1.2021. 

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