Der tägliche Klimawandel in Tram und Bus

Sie fahren fürs Leben gern Bus und Tram, dennoch müssen Sie ob den VBZ manchmal die Stirn runzeln oder gar den Kopf schütteln? Dann sind Sie in bester Gesellschaft! Fast täglich erreichen uns spannende, kuriose und häufig berechtigte Fragen zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben wir die Serie «Händ Sie gwüsst ...?» lanciert. In dieser Serie versuchen wir zu beantworten, was unseren Fahrgästen unter den Nägeln brennt. Heute lautet die Frage: Wieso ist es so heiss oder kalt in meinem Bus und Tram?

Das Klima in Tram und Bus soll für alle möglichst angenehm sein. Trotzdem kommt es regelmässig zu Beschwerden über unangenehme Temperaturen im Fahrzeug. Die einen klagen über ein unnatürliches Frösteln mitten im Sommer, andere lechzen nach Kühlung und fragen sich, ob denn die Klimaanlage überhaupt eingeschaltet sei. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz?

Hinter dem Einsatz der Klimaanlagen in Tram und Bus steckt ein ausgeklügeltes System. Grundsätzlich funktionieren die Systeme ähnlich wie Klimaanlagen in Autos. Sie nehmen Aussenluft, filtern und kühlen diese, und vermischen sie mit der Innenluft. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Anlagen in Tram und Bus ungleich viel grösser sind. Schliesslich ist beispielsweise in einem Tram auch die Luftmenge, die umgewälzt werden soll, viel grösser als in einem Personenwagen.

Soweit so gut. Kompliziert wird es jedoch, wenn es um die Frage geht: Wie werden die Klimaanlagen eingestellt?

Das meint der Experte

Um diese Frage zu beantworten, muss gemäss den VBZ-Experten erst geklärt werden, wie die Klimaanlage im Fahrzeug aufgebaut ist. Die angegebenen Beispiele beziehen sich auf das System in einem Bus. Zu allererst der vielleicht wichtigste Fakt: Es gibt eine separate Anlage für den Raum des Fahrpersonals. Diese Klimaanlage, und nur diese, kann vom Fahrpersonal so eingeschaltet werden, dass es der jeweiligen, individuellen Vorliebe entspricht. Schliesslich sitzt eine Fahrerin oder ein Fahrer rund vier Stunden im Bus.

Davon losgelöst, und somit ausserhalb der Bedienkompetenz des Fahrpersonals, ist die Anlage im Fahrgastraum. Diese kann nur in der Werkstatt eingestellt werden. Hinter dieser Einstellung steckt ein komplexes System, das vielen verschiedenen Anforderungen gerecht werden muss. So ist das Halten einer konstanten Innentemperatur anspruchsvoll, denn an jeder Haltestelle – wenn die Türen geöffnet werden – findet ein grosser Luft- und somit auch Wärmeaustausch statt. Auch die Auslastung hat einen Einfluss, sprich: Je mehr Menschen sich in einem Fahrzeug befinden, umso höher ist die Innenraumtemperatur.

So ist das Halten einer konstanten Innentemperatur anspruchsvoll, denn an jeder Haltestelle – wenn die Türen geöffnet werden – findet ein grosser Luft- und somit auch Wärmeaustausch statt.

Da sich die Aussentemperatur im Laufe eines Tages aber stetig verändert, muss das System diese permanent überprüfen und die Innentemperatur entsprechend anpassen, wie VBZ-Bus-Flottenleiter Adrian Vogel erklärt. Innen werde dabei ein bestimmter Zielwert angepeilt, wobei der angestrebte Temperaturunterschied zwischen aussen und innen im Winter grösser ist. Das heisst, wenn draussen minus 10 Grad  herrschen, darf es innen trotzdem nicht kälter als 10 Grad werden. Bei der Kühlung im Sommer ist der Unterschied geringer, in der Regel ist der Innenraum um circa drei Grad kühler als die Umgebungstemperatur.

Das mag nach nicht sehr viel klingen. Doch da kommt gemäss Adrian Vogel ein nächster externer Faktor ins Spiel – bekannterweise hat sich die Stadt Zürich nämlich dem Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft verpflichtet. «Da Klimaanlagen sehr viel Energie benötigen, wirkt sich eine Veränderung um ein Grad bereits massiv auf den Energiebedarf aus.», erklärt Vogel. Würden die Fahrzeuge im Winter zum Beispiel um ein Grad mehr beheizt, würde dies über die ganze Bus- und Tramflotte hinweg Zusatzkosten von 270’000 Franken verursachen, so der Experte. Man sei bei den VBZ also auch darauf bedacht, dieses System möglichst energieeffizient zu gestalten.

Fazit

Eine Temperatur zu erreichen, die allen Fahrgästen passt, sei praktisch unmöglich sagt Vogel. Jeder hat eine andere Vorstellung von Idealtemperatur. So kann es gut sein, dass ein Fahrgast das Gefühl hat, die Klimaanlage sei ausgeschaltet, während es dem Sitznachbar sogar zu kühl ist. Wir empfehlen deshalb allen Hitzegeplagten nach einer sommerlichen Bus- oder Tramfahrt einen Sprung ins kühlende Fluss- oder Seewasser!

*Dieser Artikel wurde erstmals am 15. August 2017 veröffentlicht.

 

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