Er ist seit jeher Fahrgast mit Leib und Seele, fast immer irgendwo im ÖV anzutreffen: der Schweizer Autor, Kabarettist und Liedermacher Franz Hohler. Auch an diesem sonnigen Tag Anfang Juni hätte es für den Oerliker ursprünglich mit dem Zug stadtauswärts gehen sollen; nicht zum Schtotzgrotzen, sondern Richtung Graubünden. Die geplante Wanderung rheinaufwärts musste aber einem grösseren Plan weichen, der sich unfahrplanmässig dazwischen geschoben hatte: Pünktlich um 10 Uhr beginnt nämlich Hohler Schicht als Busschauffeur! Eine späte neue Karriere für den vielseitigen Künstler?
«Buschauffeur war tatsächlich ein Kindheitstraum von mir – nebst Lokführer und Profi-Fussballer», verrät er. Dass es zumindest mit dem Bus nun geklappt hat, ist den Dreharbeiten zu einem Trailer für das Bühnenstück «ÖV» zu verdanken. Die feinsinnige Sammlung zwischenmenschlicher Episoden aus Hohlers Feder feierte im November 2020 Premiere im Bernhard-Theater. Im kommenden September nimmt das Stück, das seinerzeit durch Corona ausgebremst wurde, erneut Fahrt auf.
Der Schriftsteller warf sich also für einen Tag in die VBZ-Uniform und liess sich auf dem Sechseläutenplatz von seinem temporären «Gspänli», Chauffeur Roger Moser (der diese Aufgabe mit dem Ausruf «endlich gibt’s wieder Nachwuchs!» kommentierte), das Zepter beziehungsweise das Lenkrad übergeben. Zwar wären wir gerne mit Hohler am Steuer durch Zürich gegondelt und hätten uns die Haltestellen mit der einen oder anderen Anekdote des Künstlers versüssen lassen, jedoch musste der Bus auf dem Sechseläutenplatz stehenbleiben, damit die Statistinnen und Statisten alle Requisiten des Theaterstücks – einen Tramsitz oder eine SBB-Uhr etwa – fleissig in den Bus hinein- und danach wieder hinaustragen konnten (wozu, sehen Sie weiter unten im Film).
Fahrgäste mit Garderobensständer, Rollator, diversen Koffern und gar einem Bass fluten den Platz.
«Iistiige bitte!»: Für die optimale Filmaufnahme wird an diesem Morgen mehr als nur einmal ein- und ausgestiegen. Insgesamt sind es sechs Mal. Manche Fahrgäste nehmen sogar einen Tram 2000-Sitz mit in den Bus.
Das tückische an dieser SBB-Uhr ist nicht einmal, dass sie unterwegs etwas unhandlich ist, sondern dass sie noch nicht einmal die richtige Zeit anzeigt!
Die Fahrgäste scharf im Visier: Aufnahmen für den Trailer zum Stück «ÖV».
«Würden Sie bitte Ihre Tasche vom Sitz nehmen?»: Das zahlreich vorhandene Gepäck würde im Alltag grosses Potenzial für die eine oder andere bühnenreife Anekdote bieten.
Im Grunde wäre der Bus jetzt bereit zur Abfahrt, allerdings wird das nicht geschehen: Statt dessen wird sich die Szene in wenigen Minuten wiederholen.
Und schon wird erneut aus dem Bus wieder ausgestiegen und im Bernhard-Theater Position für die nächste Rundebezogen.
Von gemütlich bis sehr zügig: Mit jedem Ein- und Aussteigen werden die heutigen Fahrgäste routinierter und schneller.
Fahrgäste mit Garderobensständer, Rollator, diversen Koffern und gar einem Bass fluten den Platz.
«Iistiige bitte!»: Für die optimale Filmaufnahme wird an diesem Morgen mehr als nur einmal ein- und ausgestiegen. Insgesamt sind es sechs Mal. Manche Fahrgäste nehmen sogar einen Tram 2000-Sitz mit in den Bus.
Das tückische an dieser SBB-Uhr ist nicht einmal, dass sie unterwegs etwas unhandlich ist, sondern dass sie noch nicht einmal die richtige Zeit anzeigt!
Die Fahrgäste scharf im Visier: Aufnahmen für den Trailer zum Stück «ÖV».
«Würden Sie bitte Ihre Tasche vom Sitz nehmen?»: Das zahlreich vorhandene Gepäck würde im Alltag grosses Potenzial für die eine oder andere bühnenreife Anekdote bieten.
Im Grunde wäre der Bus jetzt bereit zur Abfahrt, allerdings wird das nicht geschehen: Statt dessen wird sich die Szene in wenigen Minuten wiederholen.
Und schon wird erneut aus dem Bus wieder ausgestiegen und im Bernhard-Theater Position für die nächste Rundebezogen.
Von gemütlich bis sehr zügig: Mit jedem Ein- und Aussteigen werden die heutigen Fahrgäste routinierter und schneller.
Während sich Hohler mit dem Cockpit des neuesten Batterie-Gelenkbusses (ein Fahrzeug, das dem Künstler, der sich seit Jahrzehnten auf unterschiedlichste Art und Weise für Umweltanliegen engagiert, natürlich alle Ehre macht) beschäftigt und dafür sorgt, dass die Türe flott auf- und zuschwingt, stellt sich heraus, dass die beiden Chauffeure eine Gemeinsamkeit verbindet: die Freude an spontanen Reaktionen von Fahrgästen oder Passanten. Für Teilzeit-«Büssler» Moser gar ein Ausgleich zu seinem eigentlichen Beruf als Betriebsökonom: «Zürich ist wie ein Dorf, als Chauffeur kennt man dich im Quartier, man wird vom Coiffeur und Bäcker gegrüsst. Es sind schöne Begegnungen, die man in diesem Job erleben darf.»
Nebst Fussballprofi waren Lokführer und Buschauffeur tatsächlich Traumberufe für den damaligen Buben Franz. Wir sind trotzdem froh, dürfen wir uns heute an seinen Werken als Autor, Liedermacher und Kabarettist erfreuen.
Seitenblick: Der heutige Busfahrer wirkt auf jeden Fall routiniert. Gleich wird er rückwärts Einparken üben.
Zu gerne hätten wir mit unserem fröhlichen Chauffeur eine kleine Ausfahrt unternommen und der einen oder anderen Geschichte (oder gar einem Lied) gelauscht.
Aber heute wird nicht erzählt und gesungen, der vielseitige Franz Hohler begegnet seiner heutigen Aufgabe mit dem nötigen Ernst.
Die beiden Buschauffeure Moser und Hohler sind sich gar nicht so unähnlich. Während der eine «eigentlich» Betriebsökonom ist, ist der andere «eigentlich» Schriftsteller.
Ob sich der Schriftsteller wohl ausmalt, wie es jetzt wäre, den Motor zu starten und einmal quer durch die Landschaft zu brausen?
So kann der Bus natürlich nicht abfahren....
Nächster Halt: Bernhard-Theater. Und das mitten auf dem Sechseläutenplatz – selbst für einen erfahrenen Buschauffeur eine ungewohnte Erfahrung.
Könnten Busse sprechen, würde dieser «Lion's City 18 E»- Gelenkbus bis an sein Lebensende erzählen, dass einst Franz Hohler auf seinem Führersitz sass.
Nebst Fussballprofi waren Lokführer und Buschauffeur tatsächlich Traumberufe für den damaligen Buben Franz. Wir sind trotzdem froh, dürfen wir uns heute an seinen Werken als Autor, Liedermacher und Kabarettist erfreuen.
Seitenblick: Der heutige Busfahrer wirkt auf jeden Fall routiniert. Gleich wird er rückwärts Einparken üben.
Zu gerne hätten wir mit unserem fröhlichen Chauffeur eine kleine Ausfahrt unternommen und der einen oder anderen Geschichte (oder gar einem Lied) gelauscht.
Aber heute wird nicht erzählt und gesungen, der vielseitige Franz Hohler begegnet seiner heutigen Aufgabe mit dem nötigen Ernst.
Die beiden Buschauffeure Moser und Hohler sind sich gar nicht so unähnlich. Während der eine «eigentlich» Betriebsökonom ist, ist der andere «eigentlich» Schriftsteller.
Ob sich der Schriftsteller wohl ausmalt, wie es jetzt wäre, den Motor zu starten und einmal quer durch die Landschaft zu brausen?
So kann der Bus natürlich nicht abfahren....
Nächster Halt: Bernhard-Theater. Und das mitten auf dem Sechseläutenplatz – selbst für einen erfahrenen Buschauffeur eine ungewohnte Erfahrung.
Könnten Busse sprechen, würde dieser «Lion's City 18 E»- Gelenkbus bis an sein Lebensende erzählen, dass einst Franz Hohler auf seinem Führersitz sass.
Jene alltäglichen Begegnungen also, die auch der aufmerksame Beobachter Hohler in Werke wie «Gleis 4», «Fahrplanmässiger Aufenthalt» oder nun eben in das Drehbuch zum Schauspiel «ÖV» hat einfliessen lassen. Übrigens besitzt der begnadete Erzähler nicht nur ein geschultes Auge für soziale Interaktionen, er ist auch ein guter Rechner. So hat er in seinem Beitrag «Friedensgruss» im Podcast «Zytlupe» anno 2015 ausgerechnet, dass auf den Zürcher Tram- und Buslinien mindestens 150’000 Friedensgrüsse pro Tag ausgesprochen werden – welche, so die Botschaft, Menschlichkeit und die Bereitschaft zum friedlichen Zusammenleben aufleben lassen. Wir schlagen vor, dass Sie Franz Hohler beim Schauen des Videos freundlich zuwinken – und so selbst zu einer Friedensbotschafterin oder einem Friedensbotschafter des öffentlichen Verkehrs werden.
Mehr zum Thema:
https://vbzonline.ch/oev-der-heiterkeit/https://vbzonline.ch/ubers-grussen/
«ÖV» ein Theaterstück mit Musik
Am 22. September heisst es «Iistige bitte!»: Das Stück «ÖV» aus Franz Hohlers Feder geht im Bernhard Theater in die zweite Runde. Weitere Informationen und Tickets erhalten Sie hier.
Regie: Daniel Rohr
Co-Regie: Klaus Hemmerle
Schauspieler: Graziella Rossi, Markus Keller, Delio Malär, Rolf Sommer, Kamil Krejčí, Hanna Scheuring
Bühnenbild: Simone Baumberger
Kostüme: Kathrin Baumberger
Technische Leitung: Jordi Ricciardi
Technik: Dave Karrer, Paul Schubert
Produktion: Bernhard Theater
Bernhard-Theater am Sechseläutenplatz
Natascha Klinger,Kommunikation VBZ
Bilder: Christian Lanz, Fotograf
23. August 2022 • Lesedauer6 min