«Ich fahre Elektro-Auto – das ist ja fast wie ÖV»

«Maitre de beaucoup»:  Pop-Altmeister und Gastronom Dieter Meier über seine neue Brasserie auf dem Freilager-Areal, Arbeits-Freundschaften und eine Superschoggi.

«Wir denken umweltbewusst, benützen den öffentlichen Verkehr oder fahren mit dem Velo.»: Am Rande der Stadt, wo einst Lagerhallen als Herberge für Automobile dienten, herrscht heute ein anderer Geist. Das ehemalige Zoll-Freilager ist zu einem Quartier emporgewachsen, das sich «2000 Watt» auf die Fahne geschrieben hat: Minergie-Eco-Standard, Bioabfall-Sammelstelle und ein Erdsondenfeld. Noch liegt Stille über diesem neuen Stadtteil — die Bewohner ziehen erst allmählich ein. In einer Einrichtung jedoch pulsiert bereits seit Ende Oktober das blühende Leben — es ist die neue Brasserie Freilager. 

Vater und Inhaber des Lokals ist kein Geringerer als Dieter Meier, bekannt als Sänger des Elektropop-Duos Yello, Konzeptkünstler, Uhrenfabrikant und Kinderbuchautor, Farmer, Weinbauer, Restaurantbesitzer und Chocolatier. Der «Maitre de rien», welcher anlässlich des Kunstprojekts «Le Rien en Or» Alltagsgegenstände wie Strassenpfosten und Dachrinnen vergoldete, hat nun als «Maitre de cuisine» seine jüngste Brasserie im Freilager-Areal einquartiert, und das ist alles andere als nichts: Serviert wird dort saisonales Gemüse und natürlich das Rindfleisch und der Wein von Meiers Farm «Ojo de Agua» in Argentinien — alles bio, versteht sich, ganz dem neuen Zeitgeist entsprechend, dem sich auch das Freilager-Areal verschrieben hat.

Der Presse war zu entnehmen, Sie seien sofort von der Idee, im Freilager-Areal ihr neuestes Lokal zu eröffnen, begeistert gewesen.

Die Siedlung ist gut durchdacht und architektonisch sehr schön gemacht — vor allem auch das Haus zur Rechten meines Lokals. Das Quartier wie auch mein Lokal sind ja etwas Neues, und ich habe mich schon immer gerne auf Neuland bewegt. Deswegen waren meine Partner und ich sofort angetan von der Idee, hier draussen eine Brasserie zu eröffnen, die punkto Auftritt und Qualität unseren Lokalen in der Innenstadt entspricht. An diesem Ort ist man damit einzigartig. Ich war gerade gestern wieder dort, es herrscht eine unglaublich gute Stimmung.

Das Ojo de Agua und das Restaurant Bärengasse, Ihre Lokale in der Innenstadt, ziehen ja vor allem die Bohème an. Da draussen am Stadtrand, und dann auch noch in einem Nachhaltigkeitskomplex, wird sich wohl ein ganz anderes Publikum einfinden. Stört Sie das nicht?

Wir zielen auf kein bestimmtes Publikum ab, sondern einfach auf Leute, die eine angenehme Atmosphäre schätzen, sich wohl fühlen möchten und gerne gut essen. Gestern traf ich im Lokal ein sehr gemischtes Publikum an, wie es ja auch dem Konzept des Freilager-Areals entspricht. Sicher sind aber an der Bärengasse eher Geschäftsleute anzutreffen.

Entspricht die Speisekarte in etwa jener ihrer bestehenden Lokale, oder gibt es neue Schwerpunkte?

Im Stil insgesamt handelt es sich um eine schweizerisch-französische Brasserie mit all den wunderbaren Sachen, die man in so einer Brasserie essen kann. Natürlich decken sich die Speisekarten aber nicht zu hundert Prozent. Man bekommt in Altstetten Gerichte, die anderswo nicht auf der Karte stehen.

Verraten Sie uns, weshalb genau der Gourmet fortan nach Altstetten pilgern soll. Welches ist ihr Lieblingsgericht?

Gestern bekam ich hier ein handgeklopftes Carpaccio, das war ganz wunderbar, dann hatte ich ein Cordon-bleu von exzellenter Qualität. Der Koch, der das Menü zubereitet hat, ist der Sous-Chef vom Lokal an der Bärengasse. Er hat die Tradition einer qualitativ sehr guten Brasserie mit nach Altstetten genommen. Deshalb läuft das Lokal auch gut:  Wir wussten von Anfang, was wir dort bieten wollen und haben auch die entsprechenden Leute, das Versprechen einzuhalten.

Sie geben derzeit mit Ihrer Band Yello erstmals Live-Konzerte, bewirtschaften eine Farm in Argentinien und führen diverse Lokale. Ziemlich viel Aktivität. Gibt es von Ihnen Klone?

Ich sage Ihnen, wie das funktioniert. Ich arbeite mit Menschen, mit denen ich auch privat gerne Zeit verbringe. Daraus ergibt sich eine andere Beziehung als bei einer üblichen Geschäftsverbindung. Man könnte sagen, es verhält sich wie auf einer gemeinsamen Kletterpartie. Da wie dort gibt es immer auch Augenblicke, in denen es schwierig wird. Wichtig ist, dass man solche Momente mit einer gewissen Selbstironie überwindet und auf Schuldzuweisungen verzichtet. Und Schwierigkeiten lassen sich am besten mit Leuten meistern, die man mag — egal, ob es sich um eine Schokoladen- oder Uhrenfabrik handelt, oder um ein Restaurant. Das ist eine Bedingung. Ich arbeite nicht mit Leuten zusammen, mit denen mich nicht auch eine Freundschaft verbindet.

Das Freilager-Areal schreibt «Wir fahren mit dem ÖV». Wie sind Sie gestern zur Freilager-Brasserie gekommen?

Ich kam gestern mit dem Auto. Nachdem ich das Lokal nur relativ schwer gefunden habe, weil es draussen schon dunkel war, dachte ich mir, das nächste Mal sollte ich vielleicht den ÖV nehmen. Dann kann ich obendrein auch noch ein Glas Wein mehr trinken.

Ein goldenes Element Ihres Kunstwerks «Le Rien en Or» ziert ein VBZ-Tram – welchen Bezug haben Sie  als Privatperson zum ÖV?

Ich bin kein regelmässiger ÖV-Nutzer: Ich fahre Elektro-Auto, das ist ja irgendwie ähnlich. Ich gehe auch sehr gerne zu Fuss.

Dieter Meier zu Fuss? Das kann man sich nicht so recht vorstellen. Aber Sie sind ja immer für Überraschungen gut. Welches ist die nächste?

Ich werde in nächster Zeit mit einer neuen Form von Schokolade in Erscheinung treten. Ich habe nämlich ein Verfahren mitentwickelt und patentieren lassen, bei dem eine Kaltextraktion von Kakaobohnen stattfindet. Dieses Vorgehen erzeugt ein besonders grossartiges Geschmackserlebnis. Wir sind schon mit verschiedenen Grossverteilern im Gespräch.

Bestimmt wird man diese Superschoggi auch in Ihren Lokalen kosten können.

Sicher, wir machen auch Trinkschokolade und unser Schokoladenkuchen wird mit dieser Schokolade hergestellt werden.

Zur Brasserie Freilager 

**** Dieter Meier, geboren am 4. März 1945, ist seit 1974 verheiratet und Vater von vier Kindern. Als Konzeptkünstler hat er schon früh mit verschiedenen Kunstaktionen auf sich aufmerksam gemacht. So vergoldete er im Rahmen des Projekts «Le Rien en Or» elf Alltagsgegenstände in der Innenstadt von Zürich und platzierte eine goldene Kugel im Boden der Zürcher Bahnhofshalle. Zu Ruhm kam Dieter Meier auch als Sänger der Schweizer Elektro-Pop-Band Yello, welche Mitte/Ende der 80er Jahre mit Hits wie«The Race«, «Vicious Games» oder «Oh yeah» die Charts stürmte und derzeit Live-Konzerte in Berlin gibt. Der einst professionelle Pokerspieler erfindet sich immer wieder neu: Heute züchtet er unter anderem Rinder auf einer Biofarm in Argentinien, lässt Biogemüse und Rotwein anbauen. Weiter unterhält er verschiedene Restaurants in Frankfurt, Berlin und Zürich. 

Yello live - Konzert in Berlin, 2016 (Foto: Martin Wanner)

 

 

Das Freilager-Areal und die Änderungen zum Fahrplanwechsel

Das neue, 70 000 m2 umfassende Quartier in Zürich-Altstetten wurde ab 2013 bis 2016 im Minergie-Eco-Standard gebaut und bietet rund 2000 bis 2500 Menschen ein Zuhause. Während andere Quartiere ihre Dächer mit Solarzellen krönen, setzt man im Freilager-Areal auf unseren Mutterplaneten, anstatt auf die Sonne: Hier sind Erdsonden im Boden versenkt, welche im Sommer die Wärme des Erdreichs speichern. Das Areal umfasst fünf Teilgebiete mit Gewerbe- und Büroflächen, Studentenwohnungen, Familienwohnungen und loftähnlichen Räumen in einem höheren Preis-Segment. Nebst den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft setzt das Freilager-Areal auf eine soziale Durchmischung und attraktive Angebote auf dem Areal selbst – mit Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungsangeboten. Das Quartier befindet sich in Gehdistanz zu mehreren Buslinien sowie zur Linie 3. Alle Detail-Infos zum neuen Freilager-Areal erhalten Sie hier. Auch die VBZ orientiert sich an der Entwicklung im Quartier. Ab Fahrplanwechsel werden die Buslinien in unmittelbarer Nähe des Freilager-Areals weiter ausgebaut. Sowohl die Linie 89 wie auch die im Vorjahr in Betrieb genommene Linie 83 fahren am frühen Morgen sowie am späten Nachmittag öfter, damit die Anwohner entlang der Strecke und insbesondere im Freilager-Areal ihren Bedürfnissen entsprechend Anschluss an den Bahnhof Altstetten bekommen. Die aktuellen Angebotsänderungen finden Sie auf www.vbz.ch/fahrplanwechsel.

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