Relikte in der Werkstatt

Eine neue Blechbearbeitungsmaschine hat Einzug in die Metallschlosserei der VBZ gehalten. In der Folge mussten einige ältere Stücke weichen. Wir nutzen die Gelegenheit für einen Blick auf die schon etwas in die Jahre gekommenen Trouvaillen in unserer Zentralwerkstatt.

Ein so dicht ausgebautes ÖV-Netz, wie es Zürich geniesst, braucht auch eine topmodern ausgebaute Werkstatt. Nur so bekommen all unsere Fahrzeuge die Pflege und Technik, die sie brauchen, um den Anforderungen des Alltags jederzeit reibungsfrei Stand zu halten. Freilich finden sich in einem seit 135 Jahren florierenden Betrieb aber auch Zeugen der Vergangenheit. In den Winkeln unserer grossen Zentralwerkstatt trotzen einige Antiquitäten dem Einzug ins Museum. Sie wollen einfach nicht zum alten Eisen gehören und funktionieren so zuverlässig, wie schon zu Zeiten unserer Grossväter. Anfangs Februar mussten dennoch einige davon der topmodernen Blechbearbeitungs–Maschine Bysronic 3015 Platz machen. Wir nutzen die Gelegenheit, einen Blick in die Schatzkiste der Werkstatt zu werfen.

Da krümmt sich die Feder

Diese Walze aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts ist noch lange nicht aus der Form, sondern bringt Flachstähle in ebendiese.  Das Gerät aus dem Jahre 1911 sorgt dafür, dass alles federleicht im Bus abläuft: Die Oldtimer-Modelle sind nämlich mit einer gekrümmten, sogenannten Blattfeder ausgestattet, welche Stösse von Schlaglöchern auf die Fahrgastkabine lindern. Wenn die Blattfeder allmählich abflacht, erhält sie hier ihre ursprüngliche Vorspannung zurück.

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Macht Gerades krumm: Die Rohrwalze aus dem Jahr 1911. (Bild: VBZ)

Sauerstoffversorgung in der Werkstatt

Was aussieht wie der Roboter «Nr. 5» auf Rädern, kommt in Wirklichkeit nicht aus der Zukunft, sondern aus der Vergangenheit: Seit 1966 transportiert dieser schnittige Schubkarren Sauerstoff- und Acetylenflaschen sicher und fachgerecht durch die Zentralwerkstatt.

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Schubkarren zum Transport von Sauerstoff- und Acetylenflaschen, 1966. (Bild: VBZ)

Fräst schon seit 106 Jahren herum

Auch dieses schon fast antike Stück zählt über 100 Jahre. Die Nuten-Drehmaschine aus dem Jahr 1911 fräst Nuten auch quer. Sie wissen nicht, was Nuten sind? Nuten dienen dazu, längliche Bauelemente zu fixieren, zu führen oder zu versenken.

Spucken verboten

Eine Sammlung alter Plaketten aus unseren Oldtimern zeigt, worum die Gäste in den Fahrzeugen hauptsächlich angehalten wurden. Nämlich darum, den Innenraum frei zu halten von Qualm, Spucke und Worten, an die Adresse des Wagenführers gerichtet. Zumindest die ersteren beiden Forderungen sind heute ganz selbstverständlich.

So sahen Anweisungen an Fahrgäste und Wagenführer früher aus. (Bild: VBZ)

Gibt dicker Luft keine Chance

Der dezent im Keller platzierte Nassabscheider aus dem Jahre 1975 verhindert dicke Luft in den oberen Etagen. Er saugt mit seinem Schlauch Staub und Schmutz aus der Atmosphäre. Im Souterrain wird anschliessend nicht Geld, sondern Luft gewaschen. So, wie man das eben macht: Im Wasserbad.

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Wäscht Luft. Der Nassabscheider aus dem Jahr 1975. (Bild: VBZ)

Glänzende Oldtimer

Hier sehen Sie keine Schuhputzmaschine für Sportliche, sondern eine Poliermaschine für Messing-Teile. Für die Oldtimer-Fahrzeuge werden noch heute viele Messingbeschläge aufgearbeitet und veredelt. Deshalb lässt die Maschine aus dem Jahr 1934 auch heute noch regelmässig ihre Bürsten rotieren.

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Diese Poliermaschine von 1934 sorgt für glänzende Messingteile. (Bild: VBZ)

55 Tonnen für zarte Kerben

Eine wuchtige Maschine für harte und filigrane Arbeiten. Diese 55-Tonnen-Stanzmaschine aus dem Jahre 1936 stanzt bis 6mm dicke Stahlscheiben, sie kann aber auch sanfte Briden in einem Arbeitsgang tiefziehen.

Viel Lärm und Wind ums Schweissen

Die unten abgebildete Kreation wird «Heuler» genannt, aufgrund ihrer schauerlichen Wind- und Geräuschabsonderungen. Es handelt sich um einen im Jahr 1934 erbauten Umrichter, der Strom umwandelt, um mit Elektroden zu Schweissverbindungen herzustellen.

Die Nadel für schwere Fälle

In der Sattlerei gibt es schon mal dickes Leder oder andere widerspenstige Materialien zu vernähen. Die schmucke Nähmaschine aus dem Jahre 1937 durchbricht mit ihren starken Nadeln unbarmherzig den dicksten Stoff, um ihn mit reissfestem Faden dingfest zu machen.

So eine Nähmaschine besitzt vermutlich nicht mal mehr Ihre Grossmutter. (Bild: VBZ)

«The future is now»: Die neue Realität

Falls Sie jetzt denken, die VBZ sei von vorgestern: Wir können auch anders. In der Lehrwerkstatt zum Beispiel arbeitet die nächste Generation mit den Geräten der Neuzeit: Mutet an wie eine zu Techno tanzende androide Krabbe, ist aber ein 3D-Drucker.

Zu guter Letzt nun also der jüngste Spross in der Maschinenfamilie, die Laser-Blechschneidemaschine Bystronic 3015. Auf dass sie so alt werde, wie ihre Vorgängerinnen.

 

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