Sprungbrett Bus und Tram

Die Trampilotinnen und Busfahrer hinter dem Steuer kommen auf den unterschiedlichsten Wegen zu den VBZ. Bei manchen von ihnen bleibt es aber nicht dabei. Sie ziehen weiter – und werden Team-Coach, Linieninstruktorin, Kundenberater, Disponent oder Gruppenleiter.

Ein Energiebündel mit herzlichem Lachen, das ist Anke Burkhardt. Vor sechs Jahren kam sie nach Zürich und war begeistert von der Stadt am See. So stieg die einstige Bildredakteurin und Mediengrafikerin auf der Suche nach einer spannenden Tätigkeit bei den VBZ ein und absolvierte die Ausbildung zur Trampilotin. «Dabei war mir das Fahren nicht in die Wiege gelegt, obwohl ich in meiner Heimatstadt Leipzig mit dem öffentlichen Verkehr aufgewachsen bin», meint sie rückblickend. Den Einstieg in den neuen Beruf erlebte sie denn auch ziemlich hart, vor allem in den ersten zwei Monaten. «Man trägt viel Verantwortung, muss schnell reagieren und braucht mehrere Stunden am Stück volle Konzentration.» Bis heute macht es Anke Burkhardt unglaublich Spass, als Trampilotin auf allen Linien unterwegs zu sein: «Wir sind mittendrin, erleben die schönsten Naturschauspiele, und wer freundlich zu den Fahrgästen ist, bekommt oft ein Lächeln zurück.» Und – seit sie mit einem Arbeitskollegen verheiratet ist, kann sie diese schönen Momente teilen und trifft in schwierigen auf Verständnis.

 «Wenn es jemandem nicht gut geht, kann sich das auf die Arbeit auswirken, dann müssen wir da sein.»

Team Coach. Das ist es!
Trampilotinnen und Trampiloten bewegen sich zwar im Trubel der Stadt, gleichzeitig sind sie aber auf sich allein gestellt. Das macht manchen zu schaffen: «Mir fehlte der unmittelbare Austausch», so Burkhardt. «Als im Sommer 2016 erstmals eine Stelle ‹Team Coach› ausgeschrieben wurde, wusste ich sofort, dass ich mich dafür bewerbe.» Nach dem bestandenen Assessment ging es los. «Das war echte Pionierarbeit, wir haben einfach angefangen. Zu Beginn galt es auch, diffuse Ängste und Vorurteile zu überwinden. Manche Kolleginnen und Kollegen waren skeptisch und hatten wohl das Gefühl, unsere Aufgabe sei Kontrolle, was völlig falsch ist.» Denn die inzwischen insgesamt fünf Team Coaches sind vor allem Ansprechpartner und Bindeglieder zwischen den Fahrdienstmitarbeitenden, Gruppenleitern und den anderen Abteilungen. «Wir hören zu, wollen wissen, wo es klemmt. Zu unseren Aufgaben gehört es auch, wichtige Anliegen einzubringen und Lösungen anzustossen.» Das können kleine Verbesserungen sein, wie die Organisation von Wasser in den heissen Sommertagen oder die Möglichkeit, über bestimmte Situationen im Berufs- oder im privaten Alltag zu sprechen. «Denn wenn es jemandem nicht gut geht, kann sich das auf die Arbeit auswirken, dann müssen wir da sein». So begleitet Anke Burkhardt auch Fahrdienstmitarbeitende, springt im Notfall ein und gibt kollegiales Feedback.

Eigeninitiative und persönliche Entwicklung gefragt
Von grossem Vorteil ist, dass die Team Coaches selbst zu 50% fahren. Sie wissen, wo der Schuh drückt. «Der Wunsch, Wertschätzung zu erfahren und in schwierigen Situationen nicht allein dazustehen, rangiert weit oben», weiss Michèle Schwerzmann, ebenfalls Team Coach. Sie ist seit 2011 im Betrieb und bringt viel Menschenkenntnis und Führungserfahrung aus ihrem abwechslungsreichen Berufsleben mit. So war sie als Maître de Cabine bei der Balair u.a. verantwortlich für Servicequalität, arbeitete als Fluglotsenassistentin bei Skyguide und war Mitarbeiterin bei Sauber in der Formel 1. Mit einem eigenen Geschäft im Tessin erfüllte sie sich einen Herzenswunsch und stieg in die Selbständigkeit ein. «Ich bin kreativ, neugierig und etwas ruhelos. Und bei allem was ich tue, ist Herzblut das Wichtigste.» Auch Michèle Schwerzmann ist – wie kann es anders sein – begeisterte Trampilotin. «Wir sitzen quasi im Fenster zur Welt, sehen von innen nach aussen und werden von aussen wahrgenommen. Und wenn morgens die Sonne über dem Zürichsee aufgeht, ich mit dem Tram die Bahnhofstrasse Richtung Bürkliplatz fahre, ist es am Schönsten», freut sie sich. Vier Jahre fuhr sie ausschliesslich, dann absolvierte sie die Ausbildung zur Linieninstruktorin.

David Kissner, Anke Burkhardt und Sören Klös sind Team Coaches geworden. (Bild: Tom Kawara)

Linieninstruktorinnen und -instruktoren sind in der zweiten Hälfte der Tramausbildung tätig. Als Praxisinstruktoren schulen sie jeweils eine Aspirantin oder einen Aspiranten im Kursdienst mit Fahrgästen auf allen Linien. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Ausbildung. Diese Aufgabe ist sehr anspruchsvoll, verlangt hohe Fach- und Sozialkompetenz, grosse Aufmerksamkeit und viel Geschick. Insgesamt sind bei den VBZ – neben der Abteilung Ausbildung – rund 40 Mitarbeitende als Ausbilderinnen und Ausbilder in Nebenfunktion tätig.

Fairplay ist die Devise
Francesco Carella, 52, ist seit zwei Jahren bei den VBZ und absolvierte die Ausbildung zum Busfahrer. «Das war sportlich, bereits nach einem Monat Theorie und einem weiteren Monat Fahrschule ging es allein auf die Strassen. Die Linien musste ich selbstständig lernen, aber zum Glück bin ich in Zürich aufgewachsen.» Francesco Carella liebt seine Arbeit. Er fährt auf allen Strecken gern und mag vor allem die Frühschicht. Dass er sportlich unterwegs ist, beweist der kommunikative Carella und ehemalige Assistenztrainer U21 beim FC Zürich auch sonst: So freute er sich, als sein Kollege auf ihn zukam und ihn über die Möglichkeit der Weiterbildung zum Springer Kundenberater aufmerksam machte. «Da ich mir mehr Kundenkontakt wünschte, sprach ich meinen Serviceleiter darauf an», so Carella. Er bekam die Chance und ist nun in dieser Funktion tätig. «In meinem Job gibt es nichts, was mir nicht gefällt. Ich weiss nie ganz genau, was mich am nächsten Tag erwartet, das macht alles so spannend. Bin ich als Kundenberater unterwegs, ist mir Fairplay, wie auch im Sport, wichtig.» Francesco Carella hat viel Humor und setzt sich durch. Die Fahrgäste schätzen ihn, denn er ist professionell und bringt sehr gute Umgangsformen mit. Sein Ziel ist es, auch die Tramausbildung zu absolvieren und Kundenberater zu werden. Einziger Wermutstropfen: Er bedauert etwas, dass er so spät zum Busfahren gekommen ist, denn irgendwie hatte er dies schon immer im Hinterkopf.

«Ich weiss nie ganz genau, was mich am nächsten Tag erwartet, das macht alles so spannend.»

Vom Tramcockpit in die Leitstelle
«Die Leitstelle hat mich von Anfang an fasziniert», so Filipe Ribeiro, der mit portugiesischen Wurzeln in Zürich aufwuchs. Zurück mit den Eltern in deren Heimat, absolvierte er das KV und ein Studium. Doch der Berufseinstieg war schwierig. So packte er erneut die Koffer und stieg vor zwölf Jahren als Trampilot ein. Nicht ganz zufällig, denn bereits sein Vater war im Gleisbau für die VBZ tätig. Der Fahrdienst gefiel Filipe Ribeiro, trotzdem suchte er die Herausforderung. «Ich war jung, ehrgeizig und wollte vorwärtskommen. Zudem bin ich Teamplayer.» Ein Glück, dass ihn sein Gruppenleiter förderte und als Springer Kundenberater vorschlug. Nach bestandener Fahrprüfung Bus war er bereits acht Monate später ganz als Kundenberater tätig. Und es folgte ein weiterer Meilenstein, Filipe Ribeiro übernahm als Serviceleiter Aufgaben im Störungsmanagement – eine gute Voraussetzung, um die Leitstelle zu erobern: «Komplexe Aufgaben zu lösen, das war mein Ziel.» Der Wechsel zum Disponenten gelang 2016. «Wir brauchen Augen und Ohren, kommunizieren untereinander, und vor allem schnell. Denn je nach Situation disponieren wir Polizei, Ersatzfahrzeuge, Umleitungen oder die Fahrgastinformation.» Das ist oft hektisch, doch Turbulenz ist der Vater von dreijährigen Zwillingen, für den sich jeder Um- und Aufstieg gelohnt hat, auch privat gewohnt.

Fillipe Ribeiro, Leitstelle. (Bild: Tom Kawara)

Engagiert zum leidenschaftlichen Gruppenleiter
Ausdauer und Engagement zeichnen auch Peter Schüpbach aus, der 2007 als Trampilot zu den VBZ kam und dann in die Laufbahn als Betriebsmanager einstieg. Dies beinhaltete die Ausbildung zum Bus- und Trolleybusfahrer, zum Kundenberater und Serviceleiter, wo er sich als Trouble Shooter in enger Zusammenarbeit mit der Leitstelle u.a. um Störungen auf dem VBZ-Netz kümmerte. «Ich bin sehr stolz darauf, für die VBZ zu arbeiten und Teil des Unternehmens zu sein», bringt er es kurz und knapp auf den Punkt und vermittelt dies gerne auch im privaten und beruflichen Umfeld. Herausfordernd war auch der Wechsel zum Leiter Innere Dienste in der Abteilung Ereignismanagement. «Ich übernahm viele administrative Aufgaben, bildete Lehrlinge aus und war Bindeglied zwischen der Leitung und der Disposition.» Seit April 2014 ist Peter Schüpbach als Gruppenleiter Tram in den Depots Hard und Kalkbreite für knapp 100 Fahrdienstmitarbeitende verantwortlich und erste Ansprechperson für deren Anliegen: «Mit grosser Leidenschaft bin ich Gruppenleiter und gerne für Andere da.» Dazu gehören auch Wagenbesuche, die Jahresgespräche sowie die Personalrekrutierung.

Leidenschaft im Beruf, Offenheit für Neues und Freude am Menschen ist das Motto der meisten Mitarbeitenden im Fahrdienst – sowohl beim Einstieg, als auch beim Um- oder Aufsteigen. Und davon profitieren alle, unsere Mitarbeitenden und Fahrgäste.

Artikel teilen:

Wir verwenden Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
Mehr erfahren