Wo sich Fuchs und Hase in Zürich gute Nacht sagen

Im Rahmen von Abenteuer Stadtnatur gab es für ein Wochenende lang (vom 19.5. bis am 21.5.) diverse Aktivitäten zur, wie der Name schon sagt, Natur in der Stadt. So auch die Tramrundfahrt „Natürliche Stadtrundfahrt“. Nun mag man sich fragen, wie viel Natur man aus dem Inneren eines Trams, das durch die Stadt fährt, überhaupt mitbekommt. Die Antwort, um das bereits vorneweg zu nehmen, lautet: extrem viel.

Geführt vom Ökologen Stefan Ineichen schlängelt sich die Extrafahrt von Abenteuer Stadtnatur während einer guten Stunde vom Bellevue zum Auzelg und wieder zurück. Dabei erzählt Ineichen mal fesselnd, mal unterhaltsam, von verschiedenen Lebensräumen in Zürich. So zum Beispiel von den schwarzen Flecken, die manchen Ortes eine Hausfassade zieren. Dabei handelt es sich keineswegs um bauliche Defekte oder Schimmelbefall. Die seltsamen Flecken sind laut Ineichen die Netze von Mauerspinnen. Deren Gespinste verrotten nicht, wie die Netze anderer Achtbeiner, sondern bleiben an der Wand kleben. Dort haften dann Staub und Dreck vom Strassenverkehr und verfärben sich mit der Zeit schwarz.
Allgemein wartet Ineichen immer wieder mit spannenden Facts oder witzigen Anekdoten auf. So erzählt er zum Beispiel von den «Taubenspikes» auf dem Kopf der Zwinglistatue: «Damit die Tauben ihm nicht auf die Kappe scheissen.»

Für erstauntes Raunen sorgt der Fakt, dass es in der Stadt mehr Füchse als im Umland gibt.

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, kann der Ökologe zwar nicht zeigen, dafür präsentiert er andere spannende Facts über Füchse. Die gewieften Raubtiere werden in der Stadt zum Beispiel generell nicht abgeschossen, ausser sie entwickeln sich zu Problemfüchsen. Zu diesen werden die Tiere, wenn sie sich zu sehr an den Menschen gewöhnen. Dann kann es nämlich vorkommen, dass die Wildtiere als Hausierer in Treppenhäuser eindringen um zu betteln. Oder sie legen einen Bau an unmöglichen Orten an, wie 2011 im Mittelkreis des Letzigrunds. Für erstauntes Raunen sorgt der Fakt, dass es in der Stadt mehr Füchse als im Umland gibt.

Generell, so erklärt Ineichen, ist die Artenvielfalt in der Stadt grösser als auf dem Land. Dies liege an den sehr unterschiedlichen Lebensgrundlagen, die eine Stadt wie Zürich bietet. Seien es artenreiche Blumenwiesen, ein Insektenparadies, oder hohe Gebäude für Mauersegler, Falken und Co, in der Stadt treffen verschiedene Lebensräume auf kleinstem Raum zusammen. Das klingt zwar alles sehr toll, allerdings sei das nicht selbstverständlich und wurde hart erkämpft. Besonders für Insekten und dadurch indirekt auch Vögel sieht die Lage aktuell nicht gerade rosig aus. Es gibt immer weniger Insekten in der Stadt. Dadurch fällt für viele Vögel eine wichtige Nahrungsquelle während der Jungaufzucht weg. Für Ausgewachsene Tiere ist das kein Problem, die finden in den Überresten der Stadtbewohner mehr als genügend Futter. Küken benötigen aber viel Eiweiss, weshalb Insekten so wichtig sind. Übrigens: Am Hochkamin des ERZ Kehrichtheizkraftwerks Josefstrasse gibt es ein Falkennest mit Jungen. Beobachten lässt sich das Ganze per Webcam.

Während sich das Extratram langsam wieder dem Bellevue nähert, bedankt sich Ineichen beim Publikum und verweist auf die Kollekte von Abenteuer Stadtnatur, bei welcher die Fahrgäste sichtbar gut gelaunt etwas hineinwerfen. Zurück am Bellevue hinterlässt die «Natürliche Stadtrundfahrt» ein wohliges Gefühl, im Grossen und Ganzen können die Zürcher mit ihrer Stadtnatur zufrieden sein. Dieses Fazit zieht auch Ineichen: «Die Artenvielfalt ist gross, Lebensräume gibt es viele und trotz zahlreichen neuen Überbauungen wird an den Erhalt von alten und das Einrichten von neuen Grünflächen gedacht.»

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