Wo wir am liebsten parken

Zwischendurch muss man einfach mal auftanken – und wo ginge das besser, als in einem der schönen Zürcher Stadtparks. Diese erreicht man freilich am besten mit unseren Trams und Bussen. Unsere Redaktion verrät, wo es am schönsten ist.

Der Sommer ist in vollem Gange, und wir lechzen nach purem Vitamin D, in Form von warmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut. In Zürich bieten sich dazu die Gestade des Sees an, falls man regen Betrieb mag. Für jene, die etwas mehr Ruhe suchen, verraten wir hier unsere Lieblings-Stadtparks.

Oliver Obergfell: Der Parkjogger.

Mein absoluter Lieblingspark liegt im Kreis 7. Um ihn zu erreichen, fährt man bis zur Haltestelle Hölderlinsteig und überquert – in einem günstigen Moment – die verkehrsreiche Bergstrasse auf Höhe Shell-Tankstelle, folgt schnurstracks seiner Nase den ersten Steig hoch zur Titlisstrasse und über einen zweiten Steig (beide Steige haben keinen Namen) weiter bis zur Sonnenbergstrasse. Ab hier befindet man sich bereits am Fusse der Parkanlage, umgeben von zahlreichen Rebstöcken. Ein beschaulicher Naturpfad, der Hitzig-Weg, führt ganz hinauf bis zum Sonnenberg – wow, einfach nur idyllisch und traumhaft schön –, ein atemberaubender Blick auf Stadt und See präsentiert sich hier oben!

Viele Wege führen zu dieser phantastischen Aussicht. (Bild: Oliver Obergfell)

Auch auf Umwegen gelangt man zu meinem Lieblingspark, getreu nach dem Motto: Alle Wege führen nach Rom. Dazu schlüpft man am selben Ausgangsort in seine Joggingschuhe und spurtet bis zur Haltestelle Titlisstrasse der Dolderbahn, die einem mit einer Steigung von rund 19 Prozent bis zur Bergstation auf 606 m ü. M. bringt. Sobald sich die Türen des roten Gefährts auf Zahnrädern öffnen, geht’s im Laufschritt der Kurhausstrasse entlang zur Weiherholzstrasse, die mitten in den grossen Wald rund um den Adlisberg führt – willkommen im Runners-Paradise! Ab hier kann sich jeder seine Jogging-Strecke nach Belieben aussuchen.

Meinereiner will’s mal nicht übertreiben und folgt dem Weg bis zum Aussichtsturm Loorenkopf. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht’s über Stock und Stein vorbei am Tennisclub Witikon bis zur Waldbeiz Degenried – uff, der anstrengendste Teil der Route ist geschafft. Nun folgt bergab die Kür. Die Beine laufen fast von alleine den Biberlinweg hinunter bis zum lang ersehnten Ziel – meinem Lieblingspark! Ich setze mich auf eine Bank, lasse den Blick schweifen und den Körper herunterfahren. Herrlich!

Darum heisst der Sonnenberg Sonnenberg. (Bild: Oliver Obergfell)

Natascha Klinger: Wer war Jakob?

Am liebsten setze ich mich auf die Parkbank, die früher direkt gegenüber von Jakob war, der dort lag und nichts als seinen Namen und sein Alter preis gab. In diesem Winkel meines Lieblingsparks habe ich freien Blick auf die herrlich rot leuchtenden Ahornbäume und – im Herbst, wenn sich auch das übrige Laub verfärbt – auf die ganze Fülle bunter Kontraste. Wenn ein Park charismatisch sein kann, so ist es dieser: Die wenigen, der Zeit trotzenden Gebäude tragen ihre Patina mit Würde. Überall Blumen und Sträucher – nur die Stadtgärtnerei bringt wohl noch mehr Pflanzen auf gleichem Raum zusammen.

Jedem anderen Ort würde dies eine Wirkung von besonders pulsierendem Leben verleihen, nur diesem hier eben genau nicht. Lediglich an manchen Ecken des östlichen Parkteils tummeln sich etwas mehr als vereinzelte Menschen. Vielleicht, weil die Stadtbibliothek dort eine Auswahl an Büchern zur Verfügung gestellt hat oder wegen der grossen Wiese, die im Sommer dazu einlädt, Sonne zu tanken.

Nun bin ich ja aber so gerne in diesem Park, eben weil es mehrheitlich  keine Leute hat, ausser vielleicht Jakob. Ich habe mich gefragt, wer er wohl war und wie er gelebt hat. Ja, und dann war er eines Tages nicht mehr da. Man hat die Gräber in diesem Teil des Friedhofs Sihlfeld ausgehoben, um den Nächsten Platz zu machen. Neue Steine mit anderen Namen und Lebensgeschichten, die nicht mehr erzählt werden. Jedenfalls nicht uns. Vielleicht könnte ich doch aber jetzt einfach mal rüber zu der jungen Frau da. Dann drücke meine Freude darüber aus, dass sie noch lebt, und frage sie, wie sie heisst und wie es ihr geht. Nur – sowas tut man nicht, n’est-ce pas?

Ursula Heiniger: Dr. Diggelmann würde sich freuen.

Wer hätte vor 100 Jahren erahnen können, welch emsiges Treiben sich dereinst im Irchelpark zutragen wird! Zu dieser Zeit war da nichts als Landwirtschaftsgebiet, ein Bauernhof und eine Landwirtschaftsschule. Diese musste in den Siebzigern der Universität Irchel weichen und einem 32 Hektar grossen Naherholungsgebiet. Dr. Diggelmann hat damals den Verein des Quartieres präsidiert und war strickt dagegen. Und heute: Wochentags tummeln sich Hunderte Studenten auf dem Campus, viele Mütter mit ihren Sprösslingen am See, Sportaktive auf der Finnenbahn, Hundehalter mit ihren Vierbeinern auf den nie langweilig werdenden Rundwegen, Erholungssuchende auf dem Abendspaziergang. Als solche nutze ich den Park ebenfalls gerne, denn er liegt nur einen Steinwurf von meinem Zuhause entfernt. Jetzt im Sommer verwandelt sich der Park am Abend und an den Wochenenden jeweils in einen überdimensionierten Grillplatz und im Winter kommen die Kinder von nah und fern zum Schlittelvergnügen auf den Hügel. Dieser besteht übrigens aus dem Aushub der Universitätsgebäude und heisst im Volksmund «Monte Diggelmann». Wenn der Herr Doktor das alles wüsste: Er würde sich bestimmt freuen.

Mitten im Grünen: Der Irchelpark ist eine Naherholungs-Oase. (Bild: Ursula Heiniger)

Tobias Wälti: «Gartenanlagen und übrige Humusierte»

Einen Lieblingspark habe ich nicht unbedingt, je nach Stimmung und Wetter suche ich gerne unterschiedliche Grünanlagen auf. Es gibt allerdings eine unscheinbare begrünte Ecke, auf der ich schon oft lustige Szenen beobachtet habe und die ich darum sehr mag – auch wenn ich nie meine Zeit dort verbringen würde. Streng genommen darf die kleine Grünfläche an der Neufrankengasse wohl gar nicht als Park bezeichnet werden. Auf dem Verzeichnis von Grünstadt Zürich ist diese namenlose Wiese (oder kennt jemand den Namen??) zumindest nicht als Park- oder Grünanlage aufgelistet. Und auf Google Maps ist die Stelle nicht einmal grün eingefärbt – und sie hat kein Rating! Immerhin ist die Grünfläche im GIS des Kantons Zürich als «Gartenanlagen und übrige Humusierte» erfasst. Möglicherweise reicht dies bereits für die Bezeichnung als Park.

Mehrheitlich unbeachtet liegt die kleine Wiese eingepfercht zwischen Neufrankengasse, Schienengasse und den wenigen noch nicht renovierten Häusern in dieser Ecke. Die kleine Grünfläche hat einen schweren Stand: Die Sonne scheint nur selten auf diesen Flecken, die nahen Gleise quietschen und nicht weit locken die vielbeachtete Bäckeranlage mit Brunnen und Bistro oder der sträflich wenig beachtete Zeughaushof mit Ruhe inmitten des hektischen Quartiers.

Geschätzt wird die eingezäunte Wiese hauptsächlich von den Hundebesitzern im Quartier: Fast zu jeder Tages- und Nachtzeit werden ihre vierbeinigen Freunde dorthin geführt, um im Grünen ihre Notdurft verrichten zu können. An einem sonnigen Samstagnachmittag sah ich dann aber tatsächlich ein paar Leute mit ihren grossen Picknickdecken und einem kleinen Grill auf der humusierten  und begrünten Fläche. Ein Park für Unerschrockene also…

Die kleine Grünfläche liegt eingezäunt an der Ecke Neufrankengasse und Schienengasse.

Elina Fleischmann: Der Rieterpark in allen Jahreszeiten

Wenn man in der Stadt wohnt, sind die unterschiedlichen Jahreszeiten nicht an jeder Ecke spürbar. In einem grossen Park aber, da erspäht man die Veränderungen der Jahreszeiten sofort, vor allem dann, wenn man ihn oft besucht. Ein stimmungsvolles Meer von Farbtönen und Formen zeigt sich, wenn im Rieterpark die Magnolien blühen, wenn sich Linden mit lauter Blüten bewegen, wenn sich die Besucher im Sommer unter den schönen grossen Bäumen Schatten suchen. Und auch im Herbst, wenn sich die Blätter in allen Farben zeigen und im Winter, wenn sich der erste Schnee still über den Park legt – es ist ein wunderschöner Park mitten in der Stadt.

Jahrelang stand eine wunderschöne, für mich die allerschönste Trauerweide im Park. Viele Leute haben sich da getroffen, sie hat Schatten gespendet und wohl auch Trost, man konnte sich fast verstecken in ihr. Leider musste dieser schöne Baum vor zwei Jahren weichen. Ich besuche genau diese Stelle aber noch immer und ich sehe auch oft andere Leute, die genau da pausieren. Ob auch sie den schönen alten Baum auch vermissen?

In Erinnerung an die schöne Trauerweide (Bild: Elina Fleischmann)

*Dieser Artikel wurde erstmals am 19. Juli 2019 veröffentlicht.

 

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