Zahlen, bitte!

Die neuen Fahrgastzahlen sind da! Wie aber funktioniert deren technische Erhebung und Auswertung? Ein kleiner Einblick in die Welt der Sensoren und Zahlen.

Im 2016 hat die VBZ rund 324 Millionen Einsteigerinnen und Einsteiger transportiert. Besonders nachgefragt war das Tram Zürich-West: Zwischen Technopark und  Schiffbau waren im Mittelwert über 13’000 Fahrgäste pro Werktag unterwegs, das entspricht einer Steigerung um 10.7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Für den geneigten Leser, der diese Zahlen zur Kenntnis nimmt, mag sich die Frage stellen: Woher wissen die das? Nun, es ist ganz einfach. Kleine Helfer im Fahrzeug zählen emsig, wer ein- und aussteigt. Die Messgeräte thronen direkt über der Türe und registrieren aufmerksam das Geschehen mit zwei Sensoren. Betritt ein Fahrgast das Fahrzeug, reagiert erst der äussere, dann der innere Sensor – der Fahrgast geht hinein. In die Gegenrichtung funktioniert das dann genau umgekehrt.

Ab einem Meter sind Sie dabei

Damit nur die erwachsenen Personen erfasst werden – oder zumindest jene mit der Körperlänge eines Erwachsenen – ist der Sensor auf exakt einen Meter eingestellt. Was oder wer kleiner ist, entgeht der Messung. Rex wird also nicht mitgezählt, ausser er wäre ein furchterregend grosses Tier, aber auch die dreijährige Leonie nicht und ihr Rollköfferchen schon mal gar nicht. Selbstverständlich «weiss» das System nicht, wer oder was da einsteigt und nein, es kann auch keine Fotos machen.

Wie zuvor schon erwähnt, eigentlich alles ganz simpel. Aber aufgepasst, ein paar Stolpersteine gibt es dann doch! Wenn zum Beispiel ein Liebespaar Arm in Arm einsteigt – wie sollen die Sensoren erkennen können, ob es sich dabei um zwei dünne oder einen sehr korpulenten Fahrgast handelt? Und was ist mit den «Quereinsteigern», die es vor allem in den «Cobra»-Trams gibt, weil dort beim Einstieg keine Mittelstange existiert – wodurch theoretisch drei Personen im Schulterschluss gleichzeitig das Fahrzeug betreten könnten? Bei den «Cobra»-Trams sind genau aus diesem Grund bei der Fahrgastzählung drei Sensoren angebracht.

Das Zählsystem ist zudem so programmiert, dass es die Daten sauber auswertet (und brauchbar macht) – indem es unterscheiden kann, ob es eben den Arm einer quer einsteigenden Person gemessen hat, oder ob eine grössere und eine kleinere Person hinaus- oder hineingegangen sind. Wie genau diese oft kleinen, aber feinen Unterschiede eruiert werden können, bleibt allerdings das Geheimnis der Entwicklerfirma.

Am Puls der Haltestelle

Natürlich weiss das smarte System auch, an welcher Haltestelle sich das Fahrzeug befindet. Daraus erwächst eine Hitliste der meistbenützten Haltestellen. Zusätzlich helfen die Daten unseren Verkehrsplanern dabei, in den wachsenden Quartieren die Auswirkungen auf den ÖV genau zu erkennen und Massnahmen in die Wege zu leiten.

Damit das System die sich während der Fahrt an die Türe drängenden Personen nicht zählt wie wild, werden die Sensoren nur bei geöffneter Türe aktiviert. Bisher wurden die Daten per WLAN in jedem Depot und jeder Garage auf einem kleinen Server gesammelt und in der Nacht auf unseren Hauptserver übertragen. Heute wird nach und nach umgestellt auf UMTS-Mobilfunk, der die Daten von den Fahrzeugen direkt auf unseren Server speichert . Das macht das System stabiler und unabhängig von irgendwelchen Problemchen mit dem WLAN, wie wir sie ja alle selbst auch kennen.

Gemessen wird, wenn nötig, auch von Hand

Zurzeit sind 124 Fahrzeuge mit einem Zählsystem ausgerüstet – sämtliche Fahrzeuge entsprechend auszustatten, wäre schlicht zu teuer. Somit kann jedoch nur ein Teil aller Fahrten gemessen werden. Je mehr Zählfahrzeuge, desto höher die statistische Aussagekraft.

Und auch die Bahnen ziehen mit: Bei der Polybahn ist die Zählfunktion bei der Bergstation, bei der Seilbahn Rigiblick bei der Talstation und bei der Dolderbahn ist eines von zwei Fahrzeugen mit Zählsensoren ausgerüstet. Etwas mühsamer wird’s bei kleineren Quartierbussen. Die Abdeckung über den Türen hat schlicht zu wenig Platz, um Sensoren zu montieren. Wie sieht die Lösung also aus? Sie lautet: Gute, alte Handarbeit! Konkret führt der Buschauffeur eine Strichliste, auf der er Fahrgast um Fahrgast vermerkt. Das ist nur deshalb möglich, weil die Passagierzahlen in den Quartierbussen in der Regel überschaubar sind.

Von allen Daten werden Mittelwerte errechnet

Sind alle Daten im Kasten, wie man so schön sagt, werden sie zunächst einmal vom System mit dem Fahrplan abgeglichen – es kann ja durchaus vorkommen, dass die vorgesehene Fahrt wegen eines Defekts oder höherer Gewalt nicht wie geplant gefahren werden konnte. Bei Baustellen beispielsweise muss erst entschieden werden, ob die Zählung trotzdem stattfinden soll oder nicht. Meist sind die Abweichungen bei kleineren Baustellen aber gering.

Mindestens 20 Mal pro Jahr, gemäss den Vorgaben des ZVV, werden sämtliche Kurse während allen im Fahrplan enthaltenen Zeiten mit einem Zählfahrzeug befahren. Aus der Summe all dieser Daten wird schliesslich der Durchschnitt pro Werktag, Samstag, Sonn- und Feiertag, Linie, Haltestelle und pro Abfahrtszeit errechnet.

In einem zweiten Schritt werden diese Durchschnittswerte mit den VBZ-Standardkalendertagen multipliziert, das heisst: 251 Werktage (Montag bis Freitag), 52 Samstage und 62 Sonn- und Feiertage. Das ergibt präzis 365 Tage im Jahr und vereinfacht so den Vergleich zwischen verschiedenen Jahren. Der Einfluss eines Schaltjahres kann auf diese Weise umgangen werden.

Nach diesem Schritt breiten sich die erhobenen Zahlen vor den VBZ-Statistikern aus wie ein Teppich, und genauso wird das dann auch genannt: «Belastungsteppich». Diesem quasi fahrenden Teppich entnimmt man dann, wann, wo, wie viele Fahrgäste ein- oder aussteigen – und, fast noch entscheidender: ob sie sich auf der Strecke wie in einer Sardinenbüchse wähnen, oder ob sie beim Sitzen gemütlich die Füsse ausstrecken können. Diese Infos dienen dazu, das bestehende Angebot gegebenenfalls anzupassen – das heisst, mehr Fahrten oder grössere Fahrzeuge, wo immer möglich.

Wenn wir jetzt also auf gewissen Strecken wieder deutlich mehr Fahrgäste zählen, keine Bange: Weil wir ja stets vorausplanen, präsentieren wir auch zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember bereits schon wieder unsere verbesserten Angebote, unter anderem die verlängerte Linie 8 über die Hardbrücke. In diesem Sinne: Allzeit gute Fahrt!

Weiter zur Medienmitteilung

Die Haltestellen-Hitparade zeigt die grössten Begegnungszonen der Stadt (durchschnittlicher Werktagsverkehr).

Fahrgastzahlen auf dem Open Data Portal

Die VBZ stellen die Fahrgastzahlen auf dem Open Data Portal der Stadt Zürich zur Verfügung. 

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