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Züri schlaflos: Hottingerplatz

Unsere erfolgreiche App «Züri schlaflos» beinhaltet über 200 Geschichten über Zürcher Bars, Clubs, Kulturhäuser, Restaurants und andere urbane Hotspots und Schauplätze. Die Stadtneurotiker, Journalisten und Autoren Philippe Amrein und Thomas Wyss haben über unterschiedlichste Lokalitäten und Orte streng subjektive und oft ziemlich schräge kleine Stadtgeschichten verfasst.

Hottingen ist ein diskretes und beschauliches Quartier. Hier fahren die Bewohner nach wichtigen Fussballspielen nicht hupend durch die Strassen. Auch hört man hier selten jemanden Slogans wie «Ho-Ho-Hottingen!» skandieren. Stattdessen kümmert man sich um den Erhalt der Infrastruktur, und die ist nahezu perfekt – insbesondere für einen Einkaufs- und Verlustierbummel. Besonders präsent ist das Brot-Business, weshalb man das Quartier auch als «Bäckereienviertel» kennt. Das beginnt mit der Bäckerei Hürlimann, sozusagen die erste Adresse am Platz. Um die Mittagszeit wird der Familienbetrieb jeweils von Schülern der nahegelegenen Kantonsschule geflutet. Während dieser Phase sollte man sich vom Laden fernhalten. Doch am Vor- und am Nachmittag erledigt der Kunde im Hürlimann gepflegt seine Einkäufe, ersteht sich eine Butterbrezel zum Sofortverzehr und hält einen Schwatz mit dem freundlichen Personal. Damit der Broterwerb aber nicht zur Routine verkommt, geht der Hottinger auch mal rüber zur Edelbäckerei Berner auf der anderen Strassenseite oder zur Holzofenbäckerei «Vier Linden» etwas weiter oben.

Die Bäckerei Hürlimann, obwohl unscheinbar hinter grossen Linden versteckt, erfreut sich grosser Beliebtheit.
Waschechte HottingerInnen beladen im Hürlimann ihr Velo mit herzhaftem Vierkorn, bevor sie nach Hause düsen.
Wenn Zahltag ist, gönnt man sich ein filligranes Gebäck aus dem edlen Berner.
In der Holzofenbäckerei «Vier Linden» kriegt man genau das, was man erwartet: Holzofenbrot unter vier Linden.
Vor der Auswahl an der Theke stehend, rede ich mir ein: «Solange es Bio ist, zählen die Kalorien nicht.»
Die Bäckerei Hürlimann, obwohl unscheinbar hinter grossen Linden versteckt, erfreut sich grosser Beliebtheit.
Waschechte HottingerInnen beladen im Hürlimann ihr Velo mit herzhaftem Vierkorn, bevor sie nach Hause düsen.
Wenn Zahltag ist, gönnt man sich ein filligranes Gebäck aus dem edlen Berner.
In der Holzofenbäckerei «Vier Linden» kriegt man genau das, was man erwartet: Holzofenbrot unter vier Linden.
Vor der Auswahl an der Theke stehend, rede ich mir ein: «Solange es Bio ist, zählen die Kalorien nicht.»

Das farbenfrohe Herzstück des Viertels ist freilich der Huber am Kopfende der winzigen Hottingerplatzwiese. Bereits seit 1933 wird hier mit Früchten und Gemüse aller Art gehandelt. Und bis heute locken die prächtigen Auslagen eine illustre Kundschaft an, was sich besonders am Wochenende zeigt, wenn Jaguars, Bentleys oder Porsches auf dem Parkplatz stehen. Kein Wunder, denn hier bekommt man marktfrische Früchte sowie jede erdenkliche Form von gesundem Gemüse. Im Ladeninnern findet sich ein dicht gestapeltes Sortiment, das von Gänseleber über Ben-&-Jerry’s-Glace bis hin zu Tütenbrot reicht. Weil man aber auch Profaneres wie Zigaretten, Haushaltspapier oder Dosenbier bekommt, erinnert der kleine Krämerladen an jene wunderbaren Deli-Läden, die New York zur wahren Weltstadt gemacht haben.

Der Huber ist dem Hottinger fast so heilig wie Linden am Hottingerplatz.
Die farbige Auslage an frischen Gemüse und Früchten hat in etwa die gleiche Anziehungskraft wie ein Blumenbeet auf hungrige Bienen.
Und wenn wir schon von Blumen reden - Bienen und Verliebte kommen hier gleichermassen auf ihre Kosten.
Zwischen Zigaretten und Fertigpizzen im Licht der Kühlabteilung gebadet, fühlt man sich schon irgendwie in ein New York-Deli versetzt.
Der Huber ist dem Hottinger fast so heilig wie Linden am Hottingerplatz.
Die farbige Auslage an frischen Gemüse und Früchten hat in etwa die gleiche Anziehungskraft wie ein Blumenbeet auf hungrige Bienen.
Und wenn wir schon von Blumen reden - Bienen und Verliebte kommen hier gleichermassen auf ihre Kosten.
Zwischen Zigaretten und Fertigpizzen im Licht der Kühlabteilung gebadet, fühlt man sich schon irgendwie in ein New York-Deli versetzt.

Wer den Hottingerplatz allerdings nur auf Gebäck und Gemüse reduzieren will, liegt völlig falsch. Denn hier gibt es auch eine Buchhandlung, in der man mit etwas Glück signierte Ausgaben der Werke von Urs Widmer findet. Der Schriftsteller wohnt nämlich ebenfalls im Quartier, deckt sich in der «Buchhandlung am Hottingerplatz» gelegentlich mit Lektüre ein und unterschreibt bei dieser Gelegenheit auch gleich seine eigenen Romane auf Vorrat.

Einem Bücherwurm wie mir ist es nahezu unmöglich, an einer Buchhandlung vorbeizugehen, ohne wenigstens einen kurzen Blick reingeworfen zu haben.
Schnell abgelenkt von der grossen Auswahl, muss man anfügen, dass ein «kurzer Blick» sehr relativ ist.
Auf die Frage, wo man hier Urs Widmer finde, beteuert die Buchhändlerin «Heute ist die Auswahl eher klein» und huscht wieder hinter das Gestell zum Ventilator.
Einem Bücherwurm wie mir ist es nahezu unmöglich, an einer Buchhandlung vorbeizugehen, ohne wenigstens einen kurzen Blick reingeworfen zu haben.
Schnell abgelenkt von der grossen Auswahl, muss man anfügen, dass ein «kurzer Blick» sehr relativ ist.
Auf die Frage, wo man hier Urs Widmer finde, beteuert die Buchhändlerin «Heute ist die Auswahl eher klein» und huscht wieder hinter das Gestell zum Ventilator.

Und wenn dann alle Einkäufe getätigt und alle Geschäfte abgebummelt sind, zieht sich der Hottinger ins Restaurant Rosengarten zurück, um den Tag angemessen ausklingen zu lassen. Besonders gerne natürlich im Sommer, wenn der von Bäumen beschattete Garten der Gaststätte zum endlosen Verweilen einlädt.

 

Leider keine Rosen im Rosengarten, doch gibt es nichts am kühlen Bier unter der Laube auszusetzen.
Leider keine Rosen im Rosengarten, doch gibt es nichts am kühlen Bier unter der Laube auszusetzen.

Der Hottingerplatz

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